Standpunkt: Bernward Schlossarek zur aktuellen Entwicklung bei der Medizinstrategie
Die Taktik ist nicht neu. Erprobt wurde sie von Sozialdemokraten und Grünen erstmals bei der Schließung des Klinikums Springe. Man beschließt zunächst mit der Mehrheit in der Regionsversammlung die Schließung eines Krankenhauses und verspricht dann als Ersatz eine medizinische Alternative in Form einer Notfallambulanz bzw. eines Versorgungszentrums, die sich allerdings nicht realisieren lässt. Der Clou ist: Die Schuld am Scheitern dieser ambitionierten Pläne haben dann aber andere.
Das Ergebnis dieser Taktik mit ihren leeren Versprechen sowie runden Tischen kann man in der Stadt Springe besichtigen. Das ehemalige Krankenhausgebäude ist zum Mahnmal für eine skandalöse rot-grüne Krankenhauspolitik geworden und entwickelt sich zu einem "Lost Place" am Deister. Ein MVZ in kommunaler Trägerschaft gibt es immer noch nicht und die Rettungswagen fahren von Springe aus überwiegend zu Kliniken außerhalb der Region.
Auch wenn die rot-grünen Beruhigungstabletten infolge ihrer Überdosierung in Springe ihre Wirkung mittlerweile verloren haben, versuchen SPD und Grüne es erneut mit der gleichen Therapie. Diesmal wird das Klinikum Lehrte zum Experimentierfeld für dieses Vorgehen.
Wollte die Klinikum Region Hannover GmbH den Standort Lehrte im Dezember noch vollständig aufgeben und die Krankenhausgebäude einfach abbrechen, so zeigen die Proteste der Bevölkerung nunmehr Wirkung. Auch vor dem Hintergrund kritischer Kommentare aus den eigenen Reihen wird nun die "Springe - Taktik" wieder angewandt. Mit einem kurzfristig eingebrachten Änderungsantrag zur Medizinstrategie 2030 der KRH wollen SPD und Grüne nun beantragen, dass ein Regionales Gesundheitszentrum (RGZ) anstatt des Krankenhauses in Lehrte eingerichtet wird. Damit wird versucht, die Gemüter vor Ort zu beruhigen. Der Regionspräsident eskortiert diese Taktik und verspricht den Bürgerinnen und Bürgern in Lehrte sogar eine noch bessere Gesundheitsversorgung als bisher.
Nachdem zunächst nur von einer Schließung Lehrtes ausgegangen wurde, kam ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), was nichts anderes ist als eine Gemeinschaftspraxis von Ärzten, als Ersatz ins Spiel. Nunmehr kursiert die Idee eines RGZ als Mini-Krankenhaus, deren Realisierung vom Land Niedersachsen abhängt.
Die immer neuen Vorschläge zeigen vor allem eins: Die Medizinstrategie 2030 ist weder ausgereift noch abstimmungsfähig. Wir setzen uns dafür ein, dass die gesundheitliche Versorgung vor Ort langfristig auf einem qualitativ hochwertigen Niveau gesichert wird.
Wir wollen jedoch nicht die anderen fragwürdigen Maßnahmen der Medizinstrategie vergessen wissen. So beispielsweise die Schrumpfkur am Standort Laatzen, die ein Sterben auf Raten sein wird. Und ob in Burgwedel jemals ein neues Krankenhaus gebaut wird, steht auch in den Sternen. Der Gedanke, eine neue Zentralklinik mit Peine auf der grünen Wiese bei Hämelerwald an der A 2 zu errichten, hält sich hartnäckig in den rot-grünen Hinterzimmern.
Der Regionspräsident und seine rot-grüne Mehrheit machen den Fehler, eine Strategie ohne Absicherung alleine durchprügeln zu wollen. Anstatt dass man zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger die gesamte medizinische Versorgung in der Region anschaut und wie man diese sinnvoll ergänzen kann, indem man mit den Rettungsdiensten und den anderen Krankenhausträgern zusammen einen Plan aufstellt, kocht Herr Krach lieber nur sein eigenes Süppchen. Im Ergebnis dieser "Springe-Taktik" mit ihrer "Rolle rückwärts" könnte das Klinikum Lehrte zu einem weiteren Mahnmal rot-grüner Krankenhauspolitik werden. Von einer noch besseren Gesundheitsversorgung wird dann keiner mehr sprechen. Die Schuld haben dann aber die anderen: der Bund, das Land, der Papst, die UNO etc.